Nachhaltigkeit messbar machen: Wie die DGNB Zertifizierung die Landschaftsarchitektur prägt
In der Landschaftsarchitektur wird Nachhaltigkeit zunehmend nicht nur gefordert, sondern auch nachgewiesen. Zertifizierungssysteme haben sich von optionalen Zusatzleistungen zu strategischen Planungsinstrumenten entwickelt. Die DGNB-Zertifizierung und das BNB-System (Bewertungssystem Nachaltiges Bauen) machen aus abstrakten Nachhaltigkeitszielen konkrete, messbare Qualitäten – Bronze, Silber, Gold oder Platin sind dabei mehr als symbolische Auszeichnungen.
Der systematische Ansatz: Von der Vision zur Zertifizierung
Erfolgreiche Zertifizierungen entstehen nicht zufällig. Sie basieren auf einem durchdachten Prozess, der bereits in der Projektentwicklung beginnt und sich durch alle Phasen zieht.
Strategische Projektentwicklung: Schon bei der ersten Konzeptentwicklung werden die Nachhaltigkeitskriterien als Leitplanken etabliert. Dies ermöglicht es, nachhaltige Ansätze von Beginn an mitzudenken, anstatt sie nachträglich zu integrieren.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Zertifizierungen erfordern die enge Abstimmung zwischen Landschaftsarchitekten, Ingenieuren, Ökologen und Facility Managern. Diese Kooperation führt zu ganzheitlicheren Lösungen.
Dokumentation und Monitoring: Jeder Planungsschritt wird nachvollziehbar dokumentiert. Dies schafft nicht nur Transparenz für die Zertifizierungsstelle, sondern auch wertvolle Erfahrungswerte für künftige Projekte.
Langfristige Perspektive: Die Betrachtung von Lebenszykluskosten und Pflegekonzepten wird zum integralen Bestandteil der Planung.

Die drei Säulen nachhaltiger Freiraumgestaltung
Moderne Zertifizierungssysteme bewerten Projekte anhand ihrer ökologischen, ökonomischen und sozialen Leistung. Diese Dreifach-Betrachtung führt zu ausgewogeneren Planungsergebnissen.
Ökologische Qualität: Biodiversitätsförderung geht weit über die reine Begrünung hinaus. Durchdachte Pflanzengemeinschaften schaffen Lebensräume für heimische Arten und unterstützen ökologische Vernetzungen im urbanen Raum. Klimawirksame Maßnahmen wie Retentionsdächer oder Verdunstungskühlung tragen zur städtischen Resilienz bei.
Ökonomische Qualität: Anfangsinvestitionen werden über den gesamten Lebenszyklus betrachtet. Robuste Materialien, durchdachte Pflanzkonzepte und effiziente Bewässerungssysteme reduzieren langfristige Betriebskosten. Gleichzeitig steigern hochwertige Außenräume den Immobilienwert nachhaltig.
Soziokulturelle und funktionale Qualität: Barrierefreie Zugänge, vielfältige Nutzungsmöglichkeiten und die Berücksichtigung unterschiedlicher Altersgruppen schaffen Orte der Begegnung. Partizipative Planungsprozesse beziehen künftige Nutzer bereits in die Entwicklung ein.

Unser Ansatz: Nachhaltigkeit als Planungsphilosophie
Für Munder + Erzepky Landschaftsarchitekten sind Zertifizierungen nicht Selbstzweck, sondern Instrumente für bessere Planung. Sie helfen dabei, komplexe Nachhaltigkeitsziele in konkrete Gestaltung zu übersetzen und deren Wirksamkeit zu überprüfen.
Jedes zertifizierte Projekt erweitert unser Erfahrungsspektrum und fließt in künftige Planungen ein. So entsteht ein kontinuierlicher Lernprozess, der die Qualität unserer Arbeit stetig verbessert.
Ob Bronze, Silber, Gold oder Platin – entscheidend ist nicht die Höhe der Auszeichnung, sondern der ernsthafte Wille, Nachhaltigkeit systematisch umzusetzen. Eine DGNB-Zertifizierung (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) ist dabei mehr als eine Auszeichnung – sie ist ein Werkzeug für zukunftsfähige, verantwortungsvolle Planung in einer Zeit des Klimawandels und knapper Ressourcen.

Projektbeispiel: Innovation durch Zertifizierung – Domstraße Hamburg
Das Projekt Domstraße in Hamburg veranschaulicht exemplarisch, wie eine DGNB Zertifizierung die Planungsqualität von Wohn- und Gewerbebauten in innerstädtischen Lagen steigern kann. Bei diesem innerstädtischen Neubau wurde bereits in der Vorentwurfsphase das DGNB-Silber-Zertifikat als Projektziel definiert – ein Ansatz, der das gesamte Planungsteam zu innovativen Lösungen inspirierte.
Strategische Dachflächengestaltung: Munder + Erzepky entwickelte für die Dachflächen eine durchdachte Biodiversitätsstrategie mit klaren Zieldefinitionen. Die extensive Begrünung wurde als artenreiches, oligotrophes Biotop exponierter Trockenstandorte konzipiert, das gleichzeitig als Trittsteinbiotop zur Verbesserung der ökologischen Vernetzung innerstädtischer Grünflächen fungiert. Besonders innovativ ist die Schaffung störungsfreier Brutplätze für Seevögel auf geschützten Standorten in relativer Nähe zu den Hamburger Wasserflächen – ein Ansatz, der zeigt, wie urbane Dachlandschaften zu wertvollen Habitaten werden können.
Innenhof als Biotopmosaik: Der zentrale Innenhof wurde nicht nur als Aufenthaltsbereich, sondern als kleinteiliges Biotopmosaik aus unterschiedlichen Sukzessionsstadien entwickelt. Durch strukturreiche Einzelflächen entstehen vielfältige Mikrohabitate, die zur Stärkung der innerstädtischen entomologischen Entwicklung beitragen. Diese Herangehensweise verbindet Aufenthaltsqualität für die Bewohner mit ökologischen Funktionen und macht den Innenhof zu einem lebendigen Ökosystem im dicht bebauten Stadtraum.
Wassermanagement als Gestaltungselement: Regenwasser wird nicht nur gesammelt und versickert, sondern wird zum erlebbaren Bestandteil der Freiraumgestaltung. Versickerungsmulden und Rigolen sind als attraktive Landschaftselemente gestaltet und reduzieren gleichzeitig die Belastung städtischer Entwässerungssysteme.
Messbare Erfolge: Das Projekt erreichte erfolgreich die angestrebte DGNB-Silber-Zertifizierung und demonstriert, wie systematische Nachhaltigkeitsplanung zu messbaren ökologischen Verbesserungen führt. Die Dachflächen entwickelten sich zu wertvollen Trittsteinbiotopen, während der Innenhof eine nachweisbar höhere Biodiversität aufweist als vergleichbare konventionell gestaltete Innenhöfe.
Das Projekt Domstraße zeigt damit, dass auch bei begrenzten innerstädtischen Flächen durch intelligente Planung und die strukturierten Vorgaben einer DGNB Zertifizierung hochwertige, ökologisch wirksame Außenräume entstehen können.
Qualität, die nachweisbar ist
Für Munder + Erzepky Landschaftsarchitekten sind Zertifizierungen nicht Selbstzweck, sondern wirksame Instrumente, um komplexe Nachhaltigkeitsziele in konkrete Gestaltung zu übersetzen und deren Wirksamkeit zu überprüfen. Ob Bronze, Silber oder Gold – der systematische Prozess hinter einer DGNB-Zertifizierung sichert die Qualität und macht sie für alle Beteiligten transparent. So entstehen Außenräume, die ökologisch, sozial und wirtschaftlich zukunftsfähig sind – und deren Wert nachweisbar ist.

Weitere Informationen:
https://www.bba-online.de/aussenanlagen/dgnb-zertifizierung-biodiversitaet-kriterien/
